Freitag, 20. Juli 2001


Vor mir liegt ein weiter Weg. Zuerst 8 km von Botni, an den Quellflüssen der Suğurá entlang zu einer Schäferhütte, dann quer durch die Wüste, an der Westseite des Sellandafjall entlang und weiter nach Norden bis an das Ufer eines Flusses. Zusammen etwa 40 km. Anfangs schlängelt sich der Weg wild durch das Lavafeld. Als die Lava in grünes Land übergeht, hat er sich bereits besoffen mäandert und taumelt unnötig weiter. Mal weicht er nach rechts von meinem Zielberg ab - ich haben den Sellandafjall anvisiert - mal nach links, dann hält er genau darauf zu, um im nächsten Moment die entgegengesetzte Richtung einzuschlagen. Westlich von mir hat sich die Suğurá tief in das Land eingeschnitten. Als ich schließlich der Ansicht bin, die 8 km müßten langsam voll sein, und der Weg gerade wieder nach Osten strebt, habe ich die Faxen dicke und gehe querfeldein geradeaus... um nach einem Kilometer vor der Kráká zu stehen, an dieser Stelle noch ein etwa 4 m breiter Bach.

Blick über den Hagalækur auf den Sellandafjall.

Ich entscheide mich, ihn nicht aufwärts zu umrunden, sondern binde Schuhe und Strümpfe auf den Rucksack, kremple die Jeans hoch und stakse hindurch. Ist gar nicht so kalt! Am gegenüberliegenden Ufer versorge ich die Füße mit frischen Heftpflastern. Vom nächsten Hügel aus sehe ich an der Südseite des Sellandafjall ein helles Gebäude. Das kann nur der Wellblechschuppen sein, den ich schon 1980, vom Mıvatn kommend, gesehen habe. Ich visiere ihn als nächstes Streckenziel an. Dort angekommen sehe ich, daß er noch weiter verfallen ist. Das rückwärtige Tor fehlt. Dem Geruch nach dient er als Schafsklo. Ich werfe einen Blick hinein, bleibe wegen des Gestanks aber selber lieber draußen. Als ich mich bereits wieder einige Schritte entfernt habe, ist von drinnen ein Poltern zu hören. Ich denke schon, er bricht nun tatsächlich zusammen... aber im Innern stehen drei Schafe und sehen mich an. Der Teufel mag wissen, wo sie sich versteckt hatten. Zwei sind damit beschäftigt, breitbeinig zu strullen. Ob aus Angst, weil ich ihnen den Fluchtweg versperre oder schlicht aus Gewohnheit...?

Ódáğahraun

Als nächstes kommt eine übermannshohe, aus Steinen geschichtete Säule in Sicht und wird angesteuert. Dort angekommen setze ich mich in ihren Schatten, esse Schokolade und trinke den Rest Wasser aus der Flasche. Den ganzen Tag scheint schon die Sonne und meist wandere ich im T-Shirt, aber während der Pausen muß ich mir doch etwas überziehen. Anders als 1980 erreichen in diesem Jahr keine Schmelzwasserbäche vom Sellandafjall den Fluß westlich des Berges. Dem Geräusch nach scheinen einige weiter oben noch zu fließen, dann aber am Hang zu versickern.

Meine letzte Rast mache ich an der Nordseite des Sellandafjall, inmitten eines mit Krüppelgehölz bewachsenen Hanges, im Windschatten und im Duft einer Zwergbirke. Rechts von mir erhebt sich der Bláfjall. Dann halte ich auf die markante Pyramide des Vindbelgjarfjall am Westufer des Mıvatn zu und marschiere in eins durch. Nur nicht stehenbleiben. Humpelnd und ziemlich ausgelaugt erreiche ich am Abend die Flußbiegung in der Landschaft Strengjabrekka und baue mein Zelt auf.


Abendlicher Blick aus dem Zelt
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