Freitag, 1. August 2003


Obwohl es zuerst windstill ist, schlafe ich in der Nacht schlecht. Gegen vier beginnen Böen am Zelt zu rütteln und ich beschließe zusammenzupacken. Als ich den Rucksack aus dem Zelt zerren will, sehe ich vom Paß her Wolken über mich hinziehen und halte es für klüger, unter solchen Bedingungen nicht aufzubrechen und doch erstmal zu frühstücken. Inmitten der Wolken in den Bergen herumzuklettern...? Muß ich nicht haben. Gegen sechs ist die Sonne so weit durchgekommen, daß ich den Aufbruch wage. Schon bei dem letzten, steilen Anstieg zum Paß packen mich manchmal Böen und schieben mich den Hang hinauf. Da ist es noch hilfreich. Auf der anderen Seite muß ich etwa einen Kilometer am Hang entlangturnen. Dabei sind mir Böen, die mich in die Tiefe schubsen wollen, nicht so willkommen. Nicht nur, daß sie völlig unerwartet kommen, sie sind auch noch überraschend stark.

Vor der höchsten Stelle des Bergrückens, bis hierher war ich im letzten Jahr von Nưidalur aus gekommen, muß ich einen Bogen schlagen, um tiefe Bachläufe zu umgehen. Oben weht dann ein ständiger sehr starker Wind, der mich zwingt, seitlich geneigt zu gehen. Ich steige in der Hoffnung zum Flugfeld ab, dort - auf der Leeseite des Höhenrückens - vor dem Sturm geschützt zu sein. Fehlanzeige! Er wird immer heftiger auf den letzten Kilometern zu Hütte und wirft mich, trotz des schweren Rucksacks, einmal fast um.

In der Hütte angekommen dusche ich erstmal. Der Warden vespricht, meine Ankunft später zur Dreki-Hütte weiterzumelden. Einem Paar aus Österreich zertrümmert der Sturm an diesem Morgen das Zelt. Eine Stange ist gebrochen und der Stoff gerissen. Kommt mir irgendwie bekannt vor. Das Gestänge ihres Zeltes scheint deutlich dünner zu sein als meins und mir kommt bei dem Anblick eine Idee. Wir probieren mit einigen noch geraden Abfallstücken herum. Es scheint zu funktionieren. Der Warden, der uns basteln sieht, bringt uns eine Metallsäge, wir sägen ein Abfallstück von meinem Gestänge zu, das genau über das Gestänge des anderen Zeltes paßt, fixieren das Ganze mit Hansaplast und schienen auf diese Weise den Bruch (Es ist eben immer gut, Pflaster dabei zu haben - außer bei Blasen an den Füßen). So ist mein Zelt doch noch für etwas gut; es bringt mir als Dankeschön ein Mittagessen ein. Danach fahren wir gemeinsam mit dem Bus nach Landmannalaugar.

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