Sonntag, 4. August 2002


Mir ist ein Tag abhanden gekommen. Ich war immer noch beim 3.8., weil ich in meinem Kalender den Tag am Jökulsárlón nicht eingetragen habe. Heute bin ich früh aufgestanden und habe geduscht, konnte aber nicht in der Hütte auf dem Campingplatz von Selfoss frühstücken, weil die erst um 8:00 Uhr aufgeschlossen wird. Das Zelt mußte ich bei Regen abbauen und bin dann zum Busbahnhof gegangen.

In Geysir bin ich ausgestiegen und habe den Rucksack an die Außenwand des Shops gelehnt, um erstmal einen Kaffee zu trinken und vor dem Aufbruch in die Wüste noch ein Skżr zu essen. Drinnen treffe ich Dieter Graser, für den hier der Endpunkt seiner Tour in diesem Sommer ist. Ein netter Zufall. Wir kannten uns bisher nur aus unserem E-mail- und Briefwechsel. Im Laufe der vergangenen Jahre ist er zu Fuß kreuz und quer auf verschiedenen Routen durch das Hochland gezogen. Wir unterhalten uns lange. Sein Tip für meine Tour ist, doch den alten Wanderweg zu versuchen, der direkt von Geysir zur Hütte am Hlöšufell führt.

Erstmal geht es durch den Wald. Alle Versuche, zu dem Pfad zu gelangen, sind jedoch erfolglos, weil überall hohe Lupinen wuchern, verwoben mit Zwergbirken. Selbst ausgeschilderte Wege sind zugewuchert. Als der Weg ganz offensichtlich in Wüste übergeht, suche ich, nur mit dem kleinen Rucksack und der Wasserflasche, während der große Rucksack an der Piste auf mich wartet, bergab nach einem Bach. Ich kämpfe mich durch wucherndes Unterholz, das so regennaß ist, daß bald das Wasser in meinen Schuhen quietscht, finde ein wenig vertrauenerweckendes Rinnsal, scheuche einen Polarfuchs im Sommerfell auf, finde wieder Wasser, auch nicht schön anzusehen (rostrot), aber wenigstens gurgelnd und plätschernd, und ich nehme davon etwas mit.

Kurz nach dem Schild, das den Beginn der Haukadalsheiši verkündet (und die Namen der Beteiligten an der Lupinenbepflanzung) fließt quer über den Weg ein klarer Bach. Ich ersetze das mühsam erlangte Wasser in meiner Flasche, nehme noch ca. 1½ Liter im Wassersack mit. Wo der Track auf die Hochspannungsleitung trifft, biege ich nach Westen ab und folge jetzt dem Linuvegur, der seinerseits der Hochspannungsleitung folgt. Vor mir erhebt sich, jenseits der strandhaferbewachsenen Ebene, die dunkle Kette der Jarlhettur, deren Gipfel schon von den Wolken verborgen werden. Dahinter muß der Langjökull liegen. Ich gehe noch bis 21:00 Uhr und stelle dann das Zelt mit Blick auf den Sandvatn auf.

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