Sonntag, 13. Juli 2003


Die Wanderung beginnt bei diesigem Wetter auf der Piste gleich hinter der Brücke über die Havralonsá.

Bei erster Ansammlung von Häusern (Hvammur) ist der Weg plötzlich zuende. Ein kleiner Junge steht im Hauseingang und spricht mich an und ich antworte auf Englisch, ich würde ihn nicht vestehen. Auch er versteht mich nicht und teilt mir dies in der unschlagbar knappen isländischen Formulierung mit: Ha!? Ich kratze meine wenigen Brocken Isländisch zusammen - Ég tala ekki íslenszku! Es scheint ihn nicht zu stören, daß hier jemand in seiner eigenen Sprache behauptet, diese nicht zu sprechen. Vielleicht hat er mich aber auch gar nicht verstanden und er läuft deswegen, nach seiner Mama rufend, in's Haus. Mama kann Englisch, entschuldigt sich aber gleichwohl fließend dafür, daß es nur ein wenig wäre. Sie weist mir den Weg. Bei den Häusern von Hvammur geht es nach rechts, vom Fluß weg, auf ein Stallgebäude zu. Davor muß ich links abbiegen und dann gibt es schon keine Häuser mehr, sondern nur noch Weg, der dem Flußverlauf folgt und bald danach über eine baufällig wirkende Brücke führt.

Zuerst sehe ich noch einige Angler am Ufer. Doch spätestens bei Hvammsgljúfur ist Schluß damit. Hier wütet der Fluß durch einen Caņon, ein dickes Seil hängt über die Felskante und der Track endet. Kurz vorher strebt eine anderer Piste vom Fluß weg über Hügel. Entgegen meiner alten Karte gibt es keinen Weg am Fluß. An Schafen vorbei geht es beschwerlich über Sumpfwiesen. Irgendwann weiche ich auf einen Hügel aus. Hier ist der Boden wenigstens etwas trockener und nicht von Bulten übersät. Nackenschmerzen stellen sich ein. Vom kalter Wind oder vom ungewohnten Rucksacktragen? Keine Ahnung. Ist aber auch egal!

Am ersten einmündenden Nebenfluß (Grimálfsá) schnalle ich die Sandalen vom Rucksack, zippe die unteren Hosenbeine ab und bereite mich darauf vor, meinen Plastiktüten-Trick zu erproben. Die beiden Tüten sind so schmal, daß sie gerade über die Fersen passen, sich aber nicht über die Waden ziehen lassen und hier dicht abschließen. Jetzt noch die Sandalen drüber, mit den Wanderstöcken vorgetastet und rein in den Fluß. Es sieht sicher ziemlich beknackt aus, funktioniert aber hervorragend. Die Füße bleiben trocken. Auf der anderen Seite ersteige ich einen Hügel und entdecke ganz in der Nähe der Furt am Hang eine Senke mit Blaubeerbewuchs, leider noch nicht reif, doch sehr verlockend zum Zelten. Eigentlich bin noch nicht weit genug gekommen (Luftlinie ca. 10 km), aber in Gehrichtung haben sich Wolken bis fast auf Boden gesenkt. Ich könnte mich also nicht am Fluß orientieren und beschließe darum zu bleiben, auch wenn es gerade erst 18 Uhr ist.

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